Die aktuelle Energiekrise und die damit verbundenen hohen Preise bei fossilen Energieträgern machen deutlich, dass Erneuerbare auch aus ökonomischer Sicht die richtige Wahl für eine versorgungssichere Zukunft darstellen. Allein im Jahr 2022 sparte Europa durch erneuerbaren Strom laut IEA rund 160 Milliarden Euro, da die explodierenden Preise für fossiles Gas zu einer weltweiten Energiekrise führten und die Einsparungen durch erneuerbare Energien so noch deutlicher wurden. Nur der Zubau der letzten beiden Jahre von etwa 90 GW an PV- und Windkraftkapazitäten bewirkte dabei etwa 100 Mrd. Euro an Kosteneinsparung. „An diesen Zahlen sieht man klar, wie wichtig ein rascher Ausbau der Erneuerbaren für Europa ist“, bemerkte auch Harriet Fox von EMBER, einem unabhängigen Klima und Energie Think Tank, kürzlich bei Energiegesprächen in Wien.
In der Europäischen Union ist der Stromgroßhandel am Spotmarkt der Maßstab für die meisten Stromlieferverträge und treibt die Preise für alle Verbraucher:innen in die Höhe. Der Preis wird von dem teuersten Erzeuger bestimmt, der zu einem bestimmten Zeitpunkt die Nachfrage decken kann. Aufgrund des steilen Anstiegs der Erdgas- und Kohlepreise in den Jahren 2021-2022 musste Strom zu Preisen eingekauft werden, die bis zum 15- bis 20-fachen der Durchschnittspreise der Jahre 2015-2020 lagen. Selbst in der Erdölkrise 1973 war der Energiepreisschock nicht so groß. Aber: Prozentuell gesehen lag der Strompreis 2022 immer noch um 8% und 2023 um 15% unter jenem fiktiven Preis, der ohne die neu installierten PV- und Windkraftkapazitäten zu erwarten gewesen wäre. Das entspricht insgesamt einer Reduktion der Nachfrage bei fossilem Strom um 10%. „Zum Glück hat Europa bereits mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien begonnen, denn diese bewirken eine größere Versorgungssicherheit, eine saubere Erzeugung und Kosteneinsparungen“, bemerkt Fox. „Die Kosten für erneuerbare Energien sind in den letzten zehn Jahren drastisch gesunken, und je mehr erneuerbare Energien in das System aufgenommen werden, desto mehr werden sie die teuren, fossilen Brennstoffe verdrängen.“
Für 2023 wird nochmals ein Kapazitätszuwachs von 60 GW prognostiziert, wodurch weitere Kostenreduktionen zu erwarten sind. Doch sind laut IEA die Ausbaukapazitäten bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Österreich konnte sich in den letzten Jahrzehnten auf günstige Stromimporte vor allem aus Deutschland verlassen. Österreich importierte 2022 11,7 Prozent des Stromverbrauchs. Durch die Strompreiszonentrennung von Deutschland bewirkte dies für Österreich zusätzlich deutlich höhere Strompreise als in Deutschland, insbesondere im Winter. Seit der Strompreiszonentrennung zahlte Österreich um 3,1 Mrd. Euro mehr für den Strom. Der rasche Ausbau der Erneuerbaren würde helfen, den Strompreis in Österreich deutlich zu senken, meint auch Karina Knaus von der Österreichischen Energie Agentur (AEA). „Für Österreich ist der Ausbau speziell der Windkraft besonders relevant, weil derzeit vor allem im Winter der Strom aus Gaskraftwerken den Strompreis deutlich in die Höhe treibt“, ergänzt Knaus.