Umweltinnovationen (erschienen am 09.02.2010 auf OE1.orf.at (Gestaltung: Franz Zeller))
Förderung und Verantwortung
Die Envietech im Austria Center Vienna beschäftigt sich im Rahmen eines Kongresses und einer großen Ausstellung mit Umwelttechnologien und erneuerbaren Energien – auch unter der Perspektive, welche Faktoren eine grüne Wirtschaft fördern.
Lange Zeit war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man den Reichtum einer Gesellschaft bzw. ihre Wirtschaftsentwicklung am Ölverbrauch ablesen konnte. Wenn der ökonomische Motor brummte, wurde er buchstäblich vom Öl angetrieben. In Zeiten der Wirtschafts- und der Klimakrise suchen viel nach einer Entkopplung von Öl und Wachstum – bei gleichzeitiger Bewahrung des gegenwärtigen Wirtschaftssystems.
Und so plädierte Rob Visser, Direktor der Umweltabteilung in der OECD, bei der Envietech für eine Art grünen Kapitalismus – oder, wie er es ausdeutete: Wachstum kann auch grün sein – und damit zu einer kohlenstoffarmen Ökonomie führen. Eine der großen Erfolgsgeschichten: der Handel mit Kohlendioxidemissionen, der dem Klimagas einen Preis gegeben hat – und damit einen Anreiz bietet, weniger CO2 auszustoßen:
„Die jüngsten OECD-Analysen zeigen, dass der Handel mit CO2-Emissionen innerhalb von 20-30 Jahren zu einer Vervierfachung der Energie-Forschungsausgaben führen könnte – sogar dann, wenn nur auf einem sehr niedrigen Niveau gehandelt wird.“
Was fördert eine kohlenstoffarmen Wirtschaft?
Gleichzeitig hat die OECD eine Reihe von Faktoren identifiziert, die eine kohlenstoffarmen Wirtschaft fördern. Dabei hat vor allem der Staat seine Hausaufgaben zu machen: Zuallererst muss es verlässliche und langfristige gesetzliche Rahmenbedingungen geben, die die schnelle Entwicklung und Verbreitung grüner Technologien garantieren.
„Wir haben uns zum Beispiel die Patente angeschaut, die für alle Arten an klimafreundlichen Technologien vergeben wurden, für Windkraft, Brennstoffzellen, energiesparende Beleuchtung, Solarenergie oder Elektroautos: Und es ist ganz deutlich, dass die klimafreundlichen Innovationen dramatisch zunahmen, als das Kyotoprotokoll beschlossen wurde“, so Rob Visser von der OECD.
Was hemmt eine kohlenstoffarmen Wirtschaft?
Umgekehrt führt eine unklare Politik mit instabilen Zielen zu einer Reduktion der Innovationsfähigkeit und der Ausgaben für Forschung und Entwicklung. „Wenn also heuer in Mexiko – hoffentlich – ein verbindliches Ziel für die Zeit nach 2012 beschlossen wird, regt das auch die Investitionstätigkeit für kohlenstoffarme Technologien an – vor allem wenn Länder entsprechende politische Maßnahmen setzen: zum Beispiel Steuern auf CO2, Emissionshandel oder das Kappen von Förderungen für fossile Treibstoffe.“
Grünes Wachstum
Diese technologieneutralen Maßnahmen braucht es, damit Unternehmen und Innovatoren die vielversprechendsten Technologien gegen den Klimawandel entwickeln können. Innovationen in grüne Technologien machen sich bezahlt, so Rob Visser. Deshalb entwirft die OECD gerade eine Strategie für grünes Wachstum – nicht zuletzt, um den Weg aus der ökonomischen Krise zu beschleunigen:
„Wir haben gesehen, dass Japan, USA und in der EU vor allem Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien, am meisten in neue Technologien investieren. In Entwicklungsländern sind diese Innovationsausgaben relativ gering, aber in einigen Bereichen wie zum Beispiel bei der Solarenergie in China hat es ein enormes Wachstum gegeben.“
Außerdem ist der Sektor Umwelttechnologie globalisiert. Interessanterweise sind jene Länder, die am meisten grüne Technologie importieren, auch jene, die am meisten Innovationen vorzuweisen haben – so wie Deutschland, die USA, Japan, Kanada, Australien oder Frankreich und Italien genauso wie noch nicht voll entwickelte Länder wie China, Korea, Brasilien, Mexiko oder Südafrika.
„Innovative Länder profitieren auch mehr von den Innovationen der anderen. Deshalb ist es wichtig, dass in Entwicklungsländern Maßnahmen für eine kohlenstoffarme Zukunft gesetzt werden, weil diese Maßnahmen Innovationen in Gang setzen und der Knowhow-Transfer in die Länder forciert wird. Aber natürlich haben auch die entwickelten Länder ihre Verantwortung wahrzunehmen, diesen Technologieübergang mit Geld und Wissen zu unterstützen“, so Rob Visser, Direktor der Umweltabteilung der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bei der Envietech 2010 im Wiener Austriacenter