Bodenverbrauch beeinflusst CO2-Emissionen direkt

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Gebäude und Verkehrsinfrastrukturen sind Hauptverursacher von CO2-Emissionen: Eine empirische BOKU-Studie von 113 Ländern belegt, dass Maßnahmen zur Eindämmung des Bodenverbrauchs ein zentrales Element erfolgversprechender Klimaschutzstrategien sind.
Wien
© Pixabay_Gerhard-Bögner
Ausmaß und Muster gebauter Strukturen beeinflussen Energienachfrage und CO2-Emissionen stärker als bisher gedacht.

Bekanntermaßen beeinflussen gebaute Strukturen wie Siedlungen und Verkehrsinfrastrukturen den Pro-Kopf-Energiebedarf und die CO2-Emissionen in Städten. Unbekannt war bisher, welche Rolle gebaute Strukturen auf nationaler Ebene spielen, weil dies mangels geeigneter Indikatoren bisher nicht untersucht werden konnte. Die Diskussion konzentrierte sich auf andere potenzielle Determinanten des Energiebedarfs und der CO2-Emissionen, vor allem das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Untersucht wurden auch Faktoren wie Energiepreise, klimatisch bedingter Heizenergiebedarf oder Bevölkerungsdichte. In der Studie „Built structures influence patterns of energy demand and CO2 emissions across countries“ stellten Forscher:innen des Instituts für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien gemeinsam mit Kolleg:innen aus Spanien und dem Climate Change Center der TU Berlin 16 Indikatoren vor, um die Muster der baulichen Strukturen auf nationaler Ebene zu charakterisieren. Sie quantifizierten diese Indikatoren für 113 Länder. Mithilfe statistischer Methoden untersuchten sie, wie stark Indikatoren jeweils für gebaute Strukturen mit Energieverbrauch und territorialen CO2-Emissionen korreliert sind, und verglichen dies mit der Relevanz von üblichen wirtschaftlichen Größen, wie zum Beispiel dem Bruttoinlandsprodukt.

Die Bodenversiegelung durch Gebäude und Infrastrukturen schreitet ungebremst voran. „Wir haben festgestellt, dass gebaute Strukturen für die Vorhersage des Energiebedarfs und der CO2-Emissionen etwa gleich wichtig sind wie das Bruttoinlandsprodukt und andere herkömmliche Faktoren. Die bebaute Fläche pro Kopf ist der wichtigste Wert, um Vorhersagen treffen zu können, an zweiter Stelle nach dem BIP“, sagt Helmut Haberl vom BOKU-Institut für Soziale Ökologie. „Eine Begrenzung des Bodenverbrauchs für neue Gebäude und Infrastrukturen entpuppt sich damit als zentrales Element erfolgreicher Klimaschutzstrategien“, so Haberl. 

Die Analyse zeigt, dass Ausmaß und räumliche Muster der gebauten Strukturen in einer länderübergreifenden Analyse eine wichtige Rolle als Determinanten des Ressourcenverbrauchs, hier Energieeinsatz und CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr, spielen. Dies bedeutet, dass die Erkenntnisse aus Studien über Städte im Allgemeinen auch auf nationaler Ebene gelten. Die Indikatoren haben zudem eine erhebliche zusätzliche Erklärungs- und Vorhersagekraft gegenüber herkömmlichen Faktoren. Sie können dazu beitragen, wesentlich stärkere Modelle für Energieeinsatz und CO2-Emissionen auf nationaler Ebene zu entwickeln, als dies bisher möglich war. Damit wird es Forscher:innen ermöglicht, ihre Fähigkeiten zur Analyse und Modellierung von Szenarien zu erweitern, indem sie Muster von gebauten Strukturen als entscheidende Faktoren einer möglichen Entkopplung von Energienutzung und Emissionen vom BIP oder auch von gesellschaftlichem Wohlergehen einbeziehen.

Die Studie zeigt auch, dass Ausmaß und Muster gebauter Strukturen die Unterschiede zwischen Ländern bei Energienachfrage und CO2-Emissionen stark beeinflussen, während die Bevölkerungsdichte eine geringere Rolle spielt als bisher angenommen. Der Indikator mit der stärksten und konsistentesten Vorhersagekraft über alle Analysen hinweg ist die bebaute Fläche pro Kopf, die sich in den meisten statistischen Analysen als die zweitwichtigste Variable nach dem BIP herausstellt. Dies gilt auch in Analysen, die den BIP-Effekt berücksichtigen. „Dies ist plausibel, da Straßen, Autobahnen, Parkplätze und Gebäude für ihren Bau und ihre Nutzung Energie benötigen, was in unserem fossilenergiedominierten Energiesystemen zu hohen CO2-Emissionen führt“, sagt Co-Autor Felix Creutzig vom Climate Change Center Berlin Brandenburg und MCC Berlin. „Zusätzlich bebaute Fläche bedeutet auch eine größere beheizte oder gekühlte Fläche in Gebäuden und längere Entfernungen zwischen den Zielen, was den Energiebedarf in Gebäuden und im Verkehr erhöht.“ 

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