Bernhard Adler: Es ist uns gelungen, einen physikalischen Prozess zu nutzen, der 150 Jahre alt ist und bis jetzt nicht effektiv eingesetzt werden könnte, obwohl er technologisch überlegen ist. Von manchen Experten wurde das als unmöglich angesehen. Das war allerdings ein ziemliches Stück Arbeit. Wir haben rund 200.000 Ingenieursstunden gebraucht, um das professionelle Produkt zu entwickeln, das wir heute haben. Begonnen haben wir mit Grundlagenforschung, Berechnungen und Skizzen und über mehrere Prototypen und Überarbeitungen das heutige Design entwickelt. Auf der Unternehmensseite bedeutet das, einen sehr langen Atem zu haben. Wir haben großartige Förderungen aus Österreich und der Europäischen Union erhalten. Unsere Investoren waren für uns immer besonders wichtig – von den Business Angels zu Beginn bis hin zu den nationalen und internationalen institutionellen Investoren und Fonds, die wir an Board haben. So war es uns möglich, ein exzellentes Team aufzubauen und unsere Standorte in Oberösterreich und Wien auszubauen. Die erste Anlage im Echtbetrieb war sicher ein Highlight. Vor Kurzem war sogar die EU-Kommissarin Ferreira bei uns zu Besuch, um sich ein Bild von den Maßnahmen zur Dekarbonarisierung der Industrie zu machen.
Das stimmt, nachdem wir uns in den letzten Jahren auf die Entwicklung konzentriert hatten, haben wir heuer wieder bei Preisen eingereicht und dabei gleich drei gewichtige erhalten: Den „Mission Innovation Austria“ des Umweltministeriums und anderer wichtiger Partner, den „Innovation Award“ der World Society of Sustainable Energy Technologies und zuletzt den „Innovators Award“ des European Institute of Innovation and Technology, der als renommiertester Innovationspreis der ganzen EU gilt. Das nützt uns natürlich in der allgemeinen Wahrnehmung, aber noch mehr tragen dazu die Themen „Gaskrise“ und „Klimawandel“ bei. Wir erleben eine enorme Nachfrage und bearbeiten aktuell rund 150 Projektanfragen aus aller Welt. Gleichzeitig erleben wir eine Verunsicherung in der Industrie, die in dieser neuen Situation nun neue Wege beschreiten muss.
Wir haben ein sehr gutes Produkt, das konventionellen Wärmepumpen in vielen Belangen überlegen ist. Das ist patentrechtlich auch sehr gut abgesichert, mit 68 erteilten Patenten. In Österreich – und vor allem in Oberösterreich, wo wir einen Standort haben – gibt es viele Industrieunternehmen, die innovativ sind und ein hohes ökologisches Bewusstsein haben. Der hohe Gaspreis macht unsere Anlage noch attraktiver, so dass viele Anwendungen einen Return on Investment von unter zwei Jahren schaffen. Wir fokussieren derzeit auf den europäischen Markt, wo wir ein gutes Netzwerk an Partnern haben und auch für viele Unternehmen produzieren, für die Ökologie besonders wichtig ist. Wir planen die Produktion auszubauen und entwickeln unser Produkt ständig weiter für zusätzliche Anwendungen, z.B. im Hochtemperaturbereich.
Die Abwärme in der Industrie ist das größte ungenutzte Energiepotenzial der Welt. Sie entspricht in etwa dem gesamten Jahresenergieverbrauch von Italien. Wir können also Abwärme nutzen, die sonst in die Atmosphäre geblasen wird und dort negative Effekte auslöst. Daher sehen wir Wärmepumpen als sehr wichtigen Beitrag zur Wärmewende. Unser Rotation Heat Pump ist die erste Wärmepumpe, die speziell für die Industrie designt ist: Sie verwendet kein umweltschädliches Kältemittel, ist hocheffizient und flexibel und schafft sehr hohe Temperaturen. Strom benötigen Wärmepumpen immer, aufgrund der hohen Effizienz unserer Anlagen sind diese aber weiterhin sehr wirtschaftlich. Fossile Brennstoffe können in vielen Bereichen, speziell dem Temperaturbereich von 100 bis 200 Grad Celsius, dadurch ersetzt werden.