Elisabeth Zehetner: Es gibt in Österreich kein Unternehmen, das sich noch nicht mit dem Thema Klimaschutz beschäftigt hat und dieses nicht als Top-Thema betrachtet. Und das ist es auch, was mich antreibt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die österreichischen Unternehmen willkommene Buhmänner sind und alleinig für den Klimawandel verantwortlich gemacht werden. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Klimaschutz-Innovationen sind durch Erfindergeist, unternehmerische Freiheit und aus den Unternehmen heraus entstanden. Mit diesen neuen Technologien werden Lösungen möglich, Emissionen zu reduzieren, ohne den Wohlstand zu sehr einzuschränken. Ohne Wohlstand kein Klimaschutz, denn dieser gibt uns Handlungsspielraum für weitere Maßnahmen.
Wir müssen weg von den moralischen Gut-Böse-Diskursen – die bringen uns nicht weiter. Klimaschutz ist ein gesellschaftliches Thema, es betrifft uns alle und muss auch solches behandelt werden. Wir werden niemanden für mehr Klimaschutz begeistern können, wenn wir die Leute nicht mitnehmen und glauben, mit einem „Drüberfahren“ ließe sich der Klimawandel beseitigen. Man muss verständlich machen, warum gewisse Maßnahmen notwendig sind und gleichzeitig muss darauf geachtet werden, dass diese auch sozial verträglich sind. Dazu braucht es gezielte, sinnvolle Lösungen und eine starke Wirtschaft, auf die unser Wohlstand fußt. Da ist die Politik gefordert. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mit den richtigen Lösungen Klima, Wohlstand und Jobs gemeinsam sichern können.
Ich hätte mir gewünscht, dass es nicht ein Krieg ist, der uns zum schnellen Handeln zwingt. Aber grundsätzlich ist jeder Schritt, unabhängiger und klimaneutraler zu werden, zu begrüßen. Allerdings dürfen wir dabei nicht die Realität aus den Augen verlieren, denn wir sind nach wie vor – insbesondere in Hinblick auf die fortschreitende Elektrifizierung – auf Import-Strom angewiesen. Denn wir importieren täglich rund 15 Prozent unseres Stroms aus Kohle- und Atomkraftwerken und nutzen überdies unsere eigenen Gaskraftwerke zur Stabilisierung unserer Stromnetze. Es braucht Investitionen in den Netzausbau, in Infrastruktur oder in Speicher… und wir werden uns darauf einstellen müssen, dass sich unsere Umgebung verändern wird. Die Energiewende wird mit Windrändern, Sonnenkollektoren und vielen anderen Technologien das „Gesicht“ unseres Landes zumindest teilweise verändern.
Wir müssen Wachstum und Wettbewerb stärken und aufhören, den Fortschritt in Wissenschaft, Forschung und Innovation zu limitieren. Wo Unternehmen investieren, hängt entscheidend von Faktoren wie Steuern, finanziellen Anreizen für Forschung und Entwicklung sowie von der Verfügbarkeit gut ausgebildeter Fachkräfte ab. Österreich braucht sich etwa im Bereich der Umwelttechnik international nicht verstecken; schon heute sind Wirtschaftsdelegationen aus aller Welt an unserem Know-how rund um Green-Tech interessiert. Wir müssen aber auch technologieoffen sein. Warum wird beispielsweise die CO2-Speicherung verdammt, obwohl sie vom Weltklimarat empfohlen wird?
Ich versuche, meiner Tochter ein Vorbild zu sein. Beginnend bei der Mülltrennung über regionale Produkte bis zum Zurücklegen von Wegstrecken per Fuß, wo es machbar ist. Mir ist es auch wichtig, dass sie die 15 Minuten zu Fuß zur Schule geht und wir machen auch bei Müllsammelaktionen der Gemeinde gemeinsam mit.